Zulassung im Einzelfall (ZiE) – Genehmigung nicht geregelter Bauprodukte und Bauarten

Die Zulassung im Einzelfall (ZiE) ist ein bauordnungsrechtliches Instrument, das den Einsatz von nicht geregelten Bauprodukten oder Bauarten erlaubt – also von Produkten, die nicht durch Normen, allgemeine bauaufsichtliche Zulassungen (abZ) oder europäische Bewertungen (ETA) abgedeckt sind. Sie wird von der zuständigen obersten Bauaufsichtsbehörde des jeweiligen Bundeslandes projektbezogen erteilt und ist insbesondere bei innovativen Materialien, Sonderkonstruktionen oder denkmalgerechten Lösungen relevant.

Zulassung im Einzelfall

Die ZiE ist daher ein wichtiger Wegbereiter für technische Neuerungen, erfordert jedoch eine detaillierte technische Bewertung, den Nachweis der Gebrauchstauglichkeit und Sicherheit sowie in der Regel ein fachtechnisches Gutachten.


Wann ist eine ZiE erforderlich?

Eine Zulassung im Einzelfall ist notwendig, wenn:

  • ein neuartiges Bauprodukt oder eine nicht geregelte Bauart verwendet wird

  • es keine harmonisierte Norm oder sonstige allgemeine Zulassung gibt

  • das Produkt nicht CE-gekennzeichnet oder nicht allgemein bauaufsichtlich zugelassen ist

  • der geplante Einsatz vom üblichen Anwendungsfall deutlich abweicht

Die ZiE ersetzt dabei weder eine Bauartgenehmigung noch einen Verwendbarkeitsnachweis nach EU-Recht – sie gilt nur für das jeweilige Projekt, auf das sich der Antrag bezieht.

Ablauf der Zulassung im Einzelfall

  1. Antragstellung durch den Bauherrn oder Architekten bei der obersten Bauaufsicht

  2. Einreichung technischer Unterlagen, inkl. Zeichnungen, Produktbeschreibungen, Nachweise

  3. Gutachterliche Stellungnahme eines anerkannten Prüfinstituts (z. B. DIBt, MFPA)

  4. Prüfung und Entscheidung durch die Behörde

  5. Erteilung der ZiE als Bescheid mit projektspezifischer Geltung

Der Prozess kann mehrere Wochen in Anspruch nehmen und sollte frühzeitig eingeplant werden.

Praxisbeispiel: Sonderfassade aus Recyclingglas

Ein Planungsbüro plant die Fassade eines Museums mit großformatigen Paneelen aus recyceltem Glas – ein Baustoff, der nicht durch bestehende Normen erfasst ist. Um die statische, brandschutztechnische und bauphysikalische Eignung nachzuweisen, wird eine Zulassung im Einzelfall beantragt. Nach Einreichung aller Unterlagen und Prüfung durch eine Materialprüfanstalt wird die ZiE erteilt – die innovative Gestaltung kann realisiert werden.

Kosten und Erfolgsaussichten einer Zulassung im Einzelfall

Die Kosten für eine Zulassung im Einzelfall variieren je nach Umfang des Projekts, Anzahl der beteiligten Prüfinstitutionen und Komplexität der Bauart. Typischerweise liegen die reinen Verwaltungsgebühren der Behörde zwischen 300 € und 1.500 €. Hinzu kommen jedoch Gutachterkosten, Prüfzeugnisse oder Sondernachweise, die den Gesamtaufwand schnell auf mehrere tausend Euro ansteigen lassen können. Gerade bei innovativen oder materialintensiven Projekten sind externe Prüfungen oft notwendig, um die baurechtlich geforderten Nachweise zu erbringen.

Die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Zulassung ist grundsätzlich hoch, wenn alle technischen Nachweise vollständig, nachvollziehbar und fachlich korrekt erbracht werden. Erfahrungsgemäß bewilligen die Bauaufsichtsbehörden eine ZiE vor allem dann, wenn das Produkt oder die Bauart sicherheitsrelevante Anforderungen erfüllt und der Antrag frühzeitig sowie professionell begleitet eingereicht wird. Ein erfahrener Planer oder Fachingenieur kann die Erfolgsaussichten erheblich verbessern.

Externe Links


Die Zulassung im Einzelfall (ZiE) ist ein unverzichtbares Instrument für die Anwendung innovativer, nicht normierter Bauprodukte.

 

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