Lüftungskonzept – Anforderungen, Planung und Systeme
Ein Lüftungskonzept beschreibt die systematische Planung zur Sicherstellung der erforderlichen Luftwechselrate in einem Gebäude. Es ist nicht nur ein technischer Nachweis, sondern vor allem ein Instrument zur Sicherung der Raumluftqualität, des Feuchteschutzes und der Energieeffizienz. Seit Inkrafttreten der DIN 1946-6 ist ein Lüftungskonzept bei Neubauten und umfassenden Sanierungen gesetzlich vorgeschrieben – insbesondere dann, wenn mehr als ein Drittel der Fenster oder mehr als ein Drittel der Dachfläche luftdicht erneuert wird.
Ein funktionierendes Lüftungskonzept sorgt dafür, dass CO₂, Feuchtigkeit, Schadstoffe und Gerüche regelmäßig abgeführt und zugleich Wärmeverluste minimiert werden. Es schützt die Bausubstanz vor Schimmelbildung und verbessert den Wohnkomfort spürbar.
Inhalte und Anforderungen
Ein vollständiges Lüftungskonzept enthält:
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Luftvolumenstromberechnung nach Raumgröße, Nutzung und Nutzeranzahl
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Feuchteschutzbewertung zur Vermeidung von Schimmel
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Auswahl geeigneter Lüftungssysteme (freie, ventilatorgestützte oder kombinierte Systeme)
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Definition von Luftführungswegen und Öffnungen
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Nachweis der energetischen Auswirkungen (z. B. bei KfW-Förderung)
Je nach Bauvorhaben muss das Konzept von einem Fachplaner oder bauvorlageberechtigten Architekten erstellt werden.
Lüftungssysteme im Überblick
Es gibt verschiedene Lüftungslösungen, die im Konzept berücksichtigt werden können:
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Freie Lüftung über Fensterlüftung, Außenluftdurchlässe (ALD) oder Schächte
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Zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung für das gesamte Gebäude
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Dezentrale Geräte pro Raum – ideal bei Nachrüstung oder Einzelraumbelüftung
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Hybride Systeme mit kombinierten Lüftungstechniken
Die Auswahl hängt von Gebäudeart, Nutzung, Effizienzanforderungen und Komfortansprüchen ab.
Praxisbeispiel: Lüftungskonzept für ein KfW-55-Haus
Ein Planungsbüro entwickelt ein Einfamilienhaus im KfW-55-Standard. Da der luftdichte Gebäudehüllwert unterschritten wird, ist ein Lüftungskonzept nach DIN 1946-6 erforderlich. Gewählt wird eine zentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Das System gewährleistet eine kontrollierte Be- und Entlüftung aller Wohnräume, spart Heizenergie und schützt zuverlässig vor Feuchteschäden. Die Berechnung wird als Bestandteil der Förderantragsunterlagen eingereicht.
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Ein durchdachtes Lüftungskonzept für Wohngebäude sichert nicht nur die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, sondern ist auch ein aktiver Beitrag zu gesundem Wohnen, Werterhalt der Immobilie und energetisch optimierter Bauplanung. Architekturbüros, die diesen Aspekt frühzeitig berücksichtigen, schaffen funktionale und zukunftssichere Gebäude.